Jacke wie Hose: Overall als praktischer Begleiter

Bad Homburg (dpa/tmn) – Am Anfang war der Blaumann. Dieses unförmige, eintönige, sackartige Ungetüm, in dem jede Figur verschwindet. Aus robustem Material, leicht zu reinigen. Und mit den entsprechenden Taschen und Aufsätzen gut der jeweiligen Tätigkeit angepasst.

Vom Bauarbeiter bis zum Kampfjetpiloten war er verbreitet und zog bald auch in die Sportwelt ein. Schließlich sind Taucher- oder Radleranzüge nichts anderes als «Overalls», also Ganzkörperanzüge. Im Vordergrund standen dabei vor allem praktische Überlegungen: einfache Passform, kein Verrutschen, Dreck oder Wasser bleiben draußen.

Über die Sportkleidung hat der Overall schließlich auch in der Freizeitkleidung Einzug gehalten, erklärt Susan Mosser. Sie ist Designerin für Sport- und Funktionskleidung sowie Vorstandsmitglied beim Netzwerk Deutscher Mode- und Textildesigner (VDMD) in Hessen. «In letzter Zeit gab es eine starke Verzahnung von Sport und Lifestyle», sagt sie. Deswegen sehe man den Overall nun auch wieder häufiger. Viele Sportlabels hätten den Overall als Fashion-Stück, erzählt sie. «Gerade sind die 90er wieder ein großes Ding», ergänzt Robert Herzog, Dozent an der Modeschule Stuttgart. Mit den Trends von damals wird auch der Overall wieder aufgegriffen.

Denn in den 80er und 90er Jahren erlebte der Ganzkörperanzug schon einmal eine Hochphase. Während damals auch öfter mal hautenge Modelle zu sehen waren, sind die aktuellen Entwürfe etwas lässiger geschnitten. «Es ist weniger der schicke als der lässige Overall», fasst Herzog zusammen. Zum Beispiel im Piloten-Look: Dabei kommen viele Taschen und Reißverschlüsse an Hüfte oder Beinen zum Einsatz. Der Schnitt ist weit und leger. «Das hat einen gewissen Coolness-Faktor und vermittelt Authentizität und Lust auf Abenteuer», findet Herzog.

Doch natürlich gibt es den Overall auch in anderen Varianten. «Es gibt sie mit kurzen, knielangen oder langen Hosenbeinen», zählt Tiziana Assmann auf. Sie ist Stylecoach aus Herford in Nordrhein-Westfalen. Kurze Jumpsuits, wie die Anzüge auch genannt werden, sieht man vor allem in sommerlicher Aufmachung, zum Beispiel mit Spaghettiträgern und floralen Mustern. Assmann empfiehlt die kurze Variante eher jungen und schlanken Trägerinnen. Lange Schnitte stehen dagegen allen Figurformen.

«Lockere Schnittformen sind meist mit einem Gummizug oder Bindebändchen in der Taille gerafft – diese Form schmeichelt auch kräftigeren Figuren», erklärt Assmann. Die Taillenbetonung sei momentan ein wichtiges Element in der Mode, ergänzt Herzog. Er rät daher dazu, bei Modellen ohne Taillenzug einen Gürtel zu tragen.

«Overalls können auch elegant getragen werden, zum Beispiel mit langer Kette und auffälligem Armreif», erklärt Stilberaterin Assmann. Die passenden Modelle dazu sind dann oft mit Stickereien oder Glitzer verziert und haben einen tieferen Ausschnitt.

Was Farben und Muster angeht, ist fast alles vertreten – von bunt bis uni, von Streifen über Rautenmuster bis zu speziellen Waschungen. Auch der Safari-Stil liege im Trend, sagt Assmann. Ein besonderer Hingucker sind Jeans-Overalls, die laut der Stilberaterin wieder in Mode sind.

Ansonsten stehen luftige, fließende Stoffe im Vordergrund, die die Figur umspielen. Abseits des Fashion-Bereichs gibt es den Overall außerdem als gemütlichen Hausanzug, oft aus kuscheligem Fleece, manchmal mit Kapuze. Und natürlich können auch Männer die Ganzkörperteile tragen. «Meinen ersten habe ich Anfang der 90er getragen», erinnert sich Modedozent Herzog – mit Army-Muster und neonfarbenen Sneakern. Den würde er so heute aber nicht mehr anziehen.

Was das Kombinieren angeht, rät Herzog zu Kontrasten. Bei den Schuhen könne man zum Beispiel je nach Anlass zwischen Cowboystiefeln, Turnschuhen oder Riemchen-Sandalen variieren. Mit Turnschuhen wirkt der Look sportiv, High Heels machen den gleichen Anzug zum Ausgeh-Outfit. Springerstiefel seien dagegen zu nah an der Grundaussage der Overalls. Das Gleiche gelte für Bomberjacken. Assmann empfiehlt stattdessen Lederjäckchen oder taillenkurze Jeansjacken zum Überziehen.

Der größte Vorteil der Jumpsuits bleibt aber, dass man eigentlich nur hineinschlüpfen muss und angezogen ist, findet Designerin Mosser – ohne sich übers Kombinieren Gedanken machen zum müssen.








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(dpa)