Kia E-Soul im Autotest: Lifestyle an der Ladesäule

Berlin (dpa-infocom) – Kia schwimmt auf der Grünen Welle. Wo andere Volumenmarken noch gar keine alternativen Antriebe im Programm haben, bieten die Koreaner allein beim Niro die Wahl zwischen Hybrid, Plug-In und reinem E-Antrieb. Und als wäre das nicht genug, legen sie jetzt beim Soul noch einmal nach.

Wenn in diesen Tagen zu Schätzpreisen von wohl deutlich über 30.000 Euro die dritte Generation des Soul an den Start geht, wird es den kantigen Kleinwagen ausschließlich mit Akkuantrieb geben.

Ein poppiger Provokateur, der polarisiert

Während der Niro ein vergleichsweise angepasstes SUV für den Mainstream ist, gibt der E-Soul mit seinem kantigen Look den poppigen Provokateur und bringt mit seiner Farbenfreude ein Prise Lifestyle an die Ladesäule. Sein Auftritt als cooler Kastenwagen mit der prominent in die schmale Front gerückten Ladeklappe, den Kontrastlacken und den Felgen mit Perlmutt-Imitat polarisiert wie sonst die Autos von Mini oder DS.

Und das Ambiente leistet sich ebenfalls ein bisschen Augenzwinkern. So gibt es in den Türkonsolen rund um die Lautsprecher Reliefs, die den Schall sichtbar machen sollen. Und in den Untermenüs des neuen Online-Infotainments findet man die so genannten Sound-Moods, mit denen man die Ambientebeleuchtung an den Rhythmus anpasst und den Soul zur rollenden Jukebox macht.

Graue Kunststofflandschaften

Allerdings wird der frische und freche Auftritt des Soul durch das viele Hartplastik in seinem langweiligen Grau konterkariert. Darüber können auch das moderne Bediensystem samt Smartphone-App zur Fernsteuerung von Ladung und Klimatisierung sowie die digitalen Instrumente und das große Soundsystem nicht hinwegtäuschen.

Dafür sind die Platzverhältnisse ganz ordentlich: Zwar ist der Kofferraum mit 315 bis 1339 Litern spürbar kleiner als beim E-Niro. Und dieser überragt den 4,20 Meter langen Soul auch um rund 15 Zentimeter. Doch bietet die coole Karosserie aus Korea genügend Platz auf allen Plätzen und selbst für Erwachsene ist der Rücksitz keine Strafbank.

Elektrisch, aber nicht exotisch

Dass der Soul ein kleines «e» im Namen trägt und zumindest in Europa neuerdings nur noch elektrisch angeboten wird, hat man nach dem Einsteigen schnell wieder vergessen. Klar ist das Auto flüsterleise. Es erzeugt beim Anfahren zum Schutz der Fußgänger einen spacigen Sound. Und wer an den Schaltwippen am Lenkrad das Spiel mit den Rekuperationsstufen zur Energierückgewinnung beim Bremsen erst einmal raus hat, der fährt die meiste Zeit mit einem Pedal.

Außerdem kann der Kleinwagen sein stolzes Gewicht von 1,8 Tonnen vor allem in starken Kurven kaum verhehlen. Doch von diesen Eigenheiten einmal abgesehen, ist der Elektroantrieb im besten Sinne unauffällig und man fährt den E-soul wie jeden anderen Kleinwagen.

Zwei Antriebe zur Wahl

Zumindest, wenn man sich für die stärkere der beiden Motorisierungen entscheidet. Dann kommt der Motor auf 150 kW/204 PS, der Spurt von 0 auf 100 km/h gelingt in 7,9 Sekunden und das Spitzentempo liegt bei 167 km/h. Aber vor allem hat der Akku dann eine Kapazität von 64 kWh, die auf dem Prüfstand für 452 Kilometer reichen und auch in der Praxis einen Tag ohne angstvollen Blick auf den Ladestand ermöglichen. Denn 300, eher 350 Kilometer schafft man locker, bevor man Nachladen muss.

Alternativ dazu bietet Kia genau wie beim Niro eine abgespeckte Variante mit weniger Leistung und geringerer Reichweite an. Dort hat der Motor nur 100 kW/136 PS und der Akku 39,2 kWh, so dass nach dem Kickdown bei 155 km/h und im Normzyklus nach 277 Kilometern Schluss ist. Was den E-Soul von anderen Kleinwagen unterscheidet, sind die vielen Fahrprogamme: Mit ihnen kann man den Wagen betont sportlich fahren oder so sparsam, dass neben der Motorleistung auch die Klimaanlage gedrosselt wird und man ein paar Kilometer Reichweite gewinnt.

Preisfrage noch offen

Zwar steht die Markteinführung unmittelbar bevor, doch einen Preis für den E-Soul hat Kia noch nicht benannt. Allerdings sei diesmal kaum davon auszugehen, dass der Wagen wieder 5000 Euro billiger ist als der Niro, deuten die Koreaner an und stimmen die Kundschaft schon mal auf Preise deutlich jenseits von 30.000 Euro ein.

Allerdings wird es dafür auch jede Menge Extras geben. So bietet der Soul allerlei Assistenten von der Abstandsregelung bis zum Head-Up-Display und Komfort-Features wie Sitzheizung auf allen Plätzen.

Fazit: Es muss nicht immer SUV sein

Alle Welt schreit nach SUV und selbst unter den Elektroautos wird Einerlei immer größer. Nachdem Kia mit dem e-Niro diesen Trend bedient hat, brechen die Koreaner jetzt mit dem E-Soul aus und bieten eine bunte, lebenslustige und vor allem eigenständige Alternative. Damit schließen sie eine Lücke, die Lifestyle-Marken wie Mini oder DS viel zu lange offen gelassen haben.

Datenblatt: Kia E-Soul

Motor und Antrieb: Elektromotor
Hubraum: 0 ccm
Max. Leistung: 150 kW/204 PS bei 3800 – 8000 U/min
Max. Drehmoment: 395 Nm bei 0 – 3600 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Einstufen-Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 4195 mm
Breite: 1800 mm
Höhe: 1605 mm
Radstand: 2600 mm
Leergewicht: 1757 kg
Zuladung: 423 kg
Kofferraumvolumen: 315-1339 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 167 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,9 s
Durchschnittsverbrauch: 15,7 kWh/100 km
Reichweite: 452 km
CO2-Emission: 0 g/km
Batteriekapazität: 64 kWh
Schadstoffklasse: k.A.
Energieeffizienzklasse: k.A.
Kosten
Basispreis des Kia E-Soul (100 kW): ca. 32.000 Euro (Schätzung)
Grundpreis des Kia E-Soul (150 kW): ca. 37.000 Euro (Schätzung)
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Sechs Airbags, Spurhalteassistent, automatische Abstandsregelung, LED-Scheinwerfer
Komfort: Klimaautomatik, klimatisierte Sitze, Online-Infotainment mit Smartphone-App
Spritspartechnik: Elektroantrieb, Schnellladefunktion

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)