Entgegen aller Erwartungen beginnt die Wirtschaft schon jetzt mit einem neuen Konjunkturaufschwung. Mitten in der Krise zeigen die aktuellen Zahlen vieler Unternehmen an der Frankfurter Börse, dass die Talsohle der wirtschaftlichen Rezession durchschritten zu sein scheint. Besonders im Einzelhandel und in der Branche der Telekommunikation zeigen sich die Konsumenten weiter kauffreudig.
Konsumklimaindex und Geschäftsklimaindex als Thermometer für den Konjunkturaufschwung
Der Konsumklimaindex der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für das zweite Quartal 2009 zeigt ein überwiegend positives Erwartungsverhalten der Konsumenten. Dei Verbraucher gehen davon aus, dass sich ihr Einkommen nicht wesentlich weiter verschlechtern wird und zeigen so auch weiter eine stabile Neigung zum Erwerb auch hochwertigerer Konsumgüter vor allem aus dem Bereich der Elektrogüter und Unterhaltungselektronik. Die positive Wirkung der Abwrackprämie hat auch im zweiten Quartal auf den Absatz vor allem von neuen Kleinwagen durchgeschlagen und zeigt anhaltend positive Wirkung.
Auch der deutsche Geschäftsklimaindex Ifo kann mit steigenden Zahlen aufwarten. So sehen die aktuellen Zahlen deutlich besser aus als noch vor einem halben Jahr. Grund dafür ist die positive Stimmung im wirtschaftlichen Umfeld Deutschlands. Besonders in Großbritannien und den USA zieht die Konjunktur, wenn auch nur langsam, wieder an. Für ein Exportland wie Deutschland eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen funktionierenden Außenhandel. So sind im Juni die Exporte wieder einmal mehr gestiegen als in den drei Jahren davor. Somit scheint für viele Experten auch im Außenhandel die Talsohle durchschritten.
Sorglos in der Krise – Versorgungsunternehmen?
Unbeeindruckt von der Krise bleiben vor allem die Versorgungsunternehmen. Die Lieferanten von Strom, Gas und Wasser können mit durchweg guten Zahlen aufwarten.
Die gebremste Inflation und eine leichte Geldaufwertung sind weitere Zeichen für den anlaufenden Konjunkturaufschwung.
Nachwirkungen der Finanzkrise
Dennoch scheint die Gesamtsituation in vielen Branchen noch kritisch. Besonders auf dem Immobilienmarkt, in der Zulieferbranche der Automobilindustrie und in vor allem kleinen Unternehmen sind die Nachwirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise noch deutlich spürbar. Auch der Handel leidet weiter unter den Nachwirkungen der Krise. Zeichen dafür sind die Schließung der Hertie-Warenhäuser und das weitere Tauziehen um die Arcandor-Tochter Quelle. Auch die Landwirtschaft stöhnt weiter unter sinkenden Erzeugerpreisen und den zunehmenden internationalen Konkurrenzdruck.
Einfluss und Entwicklung der Ölpreise
Günstig für die Entwicklung der Wirtschaft erwiesen sich die schwachen Ölpreise. So lag der Ölpreis weltweit weit unter dem Mittel der vergangenen Jahre. Die Wirkungen von Rentengarantie und gesunkenen Krankenkassenbeiträgen haben ein Übriges für die Entwicklung im Konsumsektor getan.
Schwierig bleibt die Lage in den kommunalen Bereichen. Ausgabezurückhaltung und Haushaltssperren prägen hier das Bild. Besonders die Großstädte sind von diesem Trend betroffen. Grund dafür sind vor allem fehlende Steuereinnahmen aus den vergangenen Monaten und der nur vorsichtig startende Wirtschaftsaufschwung.
Optimismuswarrnung der Experten
Auch wenn die Zeichen durchaus auf Grün stehen warnen Experten weltweit vor zu viel Optimismus. Eine große Zahl dieser Experten erwartet eine nachhaltige Erholung der weltweiten Wirtschaft nicht vor 2010, so dass auch der jetzige Konjunkturaufschwung durchaus nur ein Fünkchen Hoffnung sein könnte. Unbeeindruckt davon zeigt der Deutsche Aktienindex DAX einen Aufschwung auf breiter Basis.
Fazit: Trotz all dieser positiver Zeichen stellt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK fest, dass die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise die Entwicklung der deutschen Wirtschaft um mindestens drei Jahre zurückgeworfen hat.
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl im September bleibt abzuwarten, ob der insgesamt positive Trend auch bis zum Jahresende trägt.
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