Luxus und Leistung satt beim Bentley Continental GT

Berlin (dpa-infocom) – Glamourös und sportlich: Die zweite Generation des britischen Coupés Bentley Continental GT bietet als eines der ganz wenigen Autos die luxuriöse Opulenz, den Glanz und die Gloria einer noblen Limousine und die Performance eines Supersportwagens. Der Continental GT im Autotest.

Ein Porsche 911 mag zwar sportlich und schnell sein und mittlerweile auch ziemlich komfortabel, aber luxuriös ist er nicht. Und wer einmal in einem Rolls-Royce gefahren ist, der fühlt sich zwar von Lack und Leder umschmeichelt wie ein König, aber bei aller Motorleistung auch seltsam entschleunigt. Selbst wenn Geld nur eine untergeordnete Rolle spielt, muss man sich offenbar zwischen Gasgeben oder Genießen entscheiden. Oder man kauft ein Auto wie den Bentley Continental GT – zu Preisen ab 201.467 Euro.

Eine Orgie in Chrom und Glanz

Den opulenten Eindruck erzeugt beim Continental GT vor allem das glamouröse Design: Kaum ein Auto hat so einen großen und schillernden Kühler wie das 4,85 Meter lange Coupé. Die wie kristallene Whiskey-Gläser geschliffenen LED-Scheinwerfer sind einzigartig und nirgendwo sieht man derart weit ausgestellte Hüften. Dagegen wirkt das Heck mit dem ausklappbaren Spoiler und den elliptischen Rückleuchten fast schon schlicht und schmucklos.

Zurück in die Zukunft

Im Inneraum tragen die Briten genauso dick auf und finden eine feine Balance aus Handwerkskunst und Hightech. Auf der einen Seite gibt es zehn Quadratmeter furniertes Holz und das Leder von sechs Kühen. Letzteres wird im besten Fall mit über 300.000 Stichen abgesteppt. Die Klimaregler des Continental GT ähneln Orgelzügen, und die Schalter sind verziert wie die Lünetten von Luxusuhren.

Auf der anderen Seite gibt es elektronisch gesteuerte Klima- und Massagesitze und digitale Displays, die selbst viele Smartphones blass aussehen lassen. Und um beides mit einem Augenzwinkern zusammen zu bringen, hat Bentley eine spektakuläre dreiseitige Walze ins Armaturenbrett gebaut, die auf Knopfdruck zu rotieren beginnt: Auf einer der drei Flächen trägt sie einen Touchscreen mit Retina-Technik, auf der anderen drei analoge Uhren und auf der Dritten blankes Holz – zurück in die Zukunft auf die feine englische Art.

Mehr Prunk als Praxis

So viel Protz und Prestige der Continental GT bietet, so wenig praxistauglich ist er in bestimmten Bereichen. Zwar bauen die Briten mittlerweile alle gängigen Assistenzsysteme bis hin zum Nachtsichtgerät und einer Panorama-Kamera ein – sie machen den Alltag mit dem Luxusliner leichter.

Doch die Platzverhältnisse sind für so ein großes und imposantes Auto eher bescheiden. So taugen die Rücksitze eigentlich nur als vornehme Gepäckablage. Und der Kofferraum fasst gerade mal 358 Liter und damit etwa so viel wie ein VW Golf.

Performance dank Porsche-Genen

Während Lack und Leder für Luxus stehen, fußt die Performance auf der Verwandtschaft mit dem Porsche Panamera. Denn teilte sich der erste Continental noch eine Architektur mit dem VW Phaeton, ist er jetzt auf die Plattform der sportlichen Schwestermarke umgezogen. Von der übernimmt er den voll variablen Allradantrieb, die rasend schnelle 8-Gang-Doppelkupplung sowie die Luftfederung.

Hinzu kommen Finessen wie ein Wankausgleich mit elektrischen Stellmotoren, die aus einem 48-Volt-Netz gespeichert werden, und vor allem ein nahezu konkurrenzloser Zwölfzylinder. Der sechs Liter große Doppelturbo leistet 467 kW/635 PS und lässt mit maximal 900 Nm selbst die 2,3 Tonnen des Luxusliners zu einem Fliegengewicht schrumpfen.

Sturmwarnung auf Wolke Sieben

Zwar gönnt er sich schon auf dem Prüfstand 12,2 Liter (CO2-Ausstoß 278 g/km) und ist im Alltag selten mit weniger als 15 Litern zufrieden. Doch entsprechend dynamisch kann man den Continental GT bewegen: auf der Geraden in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h, bei Vollgas mit bis zu 333 km/h, und in Kurven sehr viel schneller und präziser als den Vorgänger.

Aber auch da bewahrt der Brite seinen Stil. Selbst mit offenen Schallklappen klingt er eher sonor als schrill. Und innen sitzt man auch jenseits von 200 km/h in einer Oase der Ruhe und wähnt sich dank des Dämmglases der Scheiben und der Luftpolster in der Federung auf Wolke Sieben. Natürlich ist ein Gran Turismo vor allem fürs Reisen gemacht und nicht fürs Rasen – aber wer schneller unterwegs ist, kann dafür weiter fahren.

Fazit: Spagat zwischen Smoking und Sportschuh

So luxuriös wie ein Rolls-Royce-Phantom und so dynamisch wie ein Porsche 911 – so steht der Continental GT für den Spagat zwischen Prunk-Limousine und Supersportwagen. Bentley liefert damit eigentlich zwei Autos in einem. Spätestens wenn man es so sieht, geht dann selbst der horrende Preis in Ordnung.

Datenblatt: Bentley Continental GT

Motor und Antrieb: Zwölfzylinder-Turbo-Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 5950 ccm
Max. Leistung: 467 kW/635 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 900 Nm bei 1350 – 4500 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: 8-Gang-Doppelkupplung
Maße und Gewichte
Länge: 48 4850 mm
Breite: 1954 mm
Höhe: 1405 mm
Radstand: 2851 mm
Leergewicht: 2244 kg
Zuladung: 571 kg
Kofferraumvolumen: 358 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 333 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,7 s
Durchschnittsverbrauch: 12,2 Liter/100 km
Reichweite: 740 km
CO2-Emission: 278 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU6
Energieeffizienzklasse: F
Kosten
Basispreis des Bentley Continental GT: 201 467 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 486 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung
Sicherheit: Vier Airbags, Head-Up-Disply, Night Vision System
Komfort: Luftfederung, Tempomat mit Abstandsregelung, Klimaautomatik, Massagesitze
Spritspartechnik: Start-Stopp-Automatik

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)